Nachdem ich den Verlauf der US-Wahl genau verfolgt hatte, kamen einige neue Begriffe in meinen Wortschatz – Begriffe wie „Filter-Blase“ oder „Fake-News“. Und da die Amerikaner in Sachen Social Media immer etwas schneller sind als die meisten Deutschen, war ich nicht überrascht, als Fake-News und Filter-Bubbles auch in Deutschland in die Schlagzeilen kamen. Aber ich wunderte mich: Ist das auch in Deutschland eine Sache?
Fake-News in Deutschland?
Die kurze Antwort: Auf jeden Fall. „Nachrichten“, die glatte Unwahrheiten verkünden oder einfach die tatsächlichen Fakten verändern oder verfälschen, um bestimmte Gefühle zu unterstützen, schlängeln sich durch Netzwerke wie Facebook, Twitter und Snapchat und haben es sogar bis zu Messenger-Apps wie Whatsapp geschafft, indem sie polizeiliche Ermittlungen gegen die Autoren bestimmter Artikel auslösen.
Während die Fake-News-Diskussion in den USA zu enormen Ausmaßen aufblühte, einschließlich des begründeten Verdachts auf geheime Operationen ausländischer Geheimdienste, fragte ich mich: Welche Art von Fake-News tauchen in deutschen Social Media auf? Wer profitiert davon und wer könnte sie starten oder zumindest vorantreiben?
Wie identifiziert man Fake-News in Deutschland
Falls Sie sich nicht sicher sind, wie man eine Nachrichtenmeldung als gezielte Falschmeldung identifizieren kann, möchte ich Ihnen ein paar Hinweise geben: Es mag ein Klischee sein, aber in Deutschland werden wahrheitsgemäße Nachrichten tendenziell nicht (zu) übertrieben erzählt. Darüber hinaus ist es immer eine gute Idee, den Autor und das Impressum der jeweiligen Website auf Informationen zu überprüfen. Wenn nicht wirklich klar wird, wer die Seite betreibt, ist es ratsam, sich kritisch mit dem Inhalt auseinanderzusetzen. Apropos Inhalt: Normalerweise können echte Nachrichten auf mehr als einer Nachrichtenseite gefunden werden. Gibt es verschiedene Versionen der Nachrichten (und nicht nur Kopien der genau gleichen Aussage) im Web, macht das den Bericht plausibler. Im Falle von Bildern kann es helfen, ein Bild mit Hilfe von Google oder anderen Suchmaschinen rückwärts zu durchsuchen, um zu klären, ob ein Bild oder ein Film die berichtete Nachricht tatsächlich zeigt oder ob sie anderen Ursprungs ist.
Wer nutzt dieses Tool in Deutschland?
Nach Anfragen von Politikern aller großen Parteien des Spektrums scheint es, dass nur die rechte AfD bewusst Fake-News forciert und nutzt, um ihre Agenda voranzutreiben und mögliche Unterstützer und Wähler zu mobilisieren. Die Untersuchung ergab, dass einige der hochrangigen Parteifunktionäre sogar starke (sogar proprietäre) Verbindungen zu mehreren Websites haben, die entweder Brutstätten oder aktive Quellen für solche falschen Informationen sind.
Was sind die Hauptthemen?
Folglich drehen sich die häufigsten Themen dieser absichtlichen Falschmeldungen um die Flüchtlingskrise, die Angst vor dem islamischen Terror und allgemeine antimuslimische sowie fremdenfeindliche Gefühle – oft auch Angriffe auf die etablierten politischen Parteien und die Regierung. Im Einzelnen bedeutet dies, dass Berichte über Massen von Flüchtlingen, die heimlich von der Regierung ins Land gebracht werden, falsche Terrordrohungen und Geschichten über (weiße deutsche) Frauen und Kinder, die von barbarischen Flüchtlingsbanden vergewaltigt werden, verbreitet werden. Tatsächliche Vorfälle, wie der Anschlag von Berlin oder die Massenangriffe auf Frauen in Köln und Hamburg in der Silvesternacht 2015, machen die Situation natürlich nicht weniger schwierig. Aber es sind nicht nur die AfD und ihre Unterstützer, die in Deutschland Fake-News verbreiten. Es gibt einen ganzen Heuhaufen von nicht verwandten Fake-News-Anbietern da draußen. Oftmals kümmern sich die jeweiligen Seitenbetreiber nicht wirklich um die Wahrhaftigkeit der Inhalte ihrer Seiten, da ihre Seiten ein reines Geschäft sind, um durch Werbung Einnahmen zu erzielen.
Die gute Nachricht ist, dass sich zahlreiche Medien, Bundes- und Staatsbeamte und Kommunen sowie Akteure der Zivilgesellschaft dafür einsetzen, den Sprengstoff Fake-News zu entschärfen. Ob es ihnen gelingen wird, einen rationaleren und wahrhaftigeren Wahlkampf im Jahr 2017 zu gewährleisten, bleibt abzuwarten. Website-Besitzer wie Unternehmen wie Facebook und Twitter müssen erst noch beweisen, dass sie ihre Versprechen, die Verbreitung von Fake-News in ihren Netzwerken zu bekämpfen, einlösen werden.